Was ist Chemie?
Wohl alle Menschen verbinden irgendetwas mit dem Begriff Chemie und vermutlich meistens nichts Gutes. Es gibt "Chemie im Essen", "Chemie in der Kleidung" und wer weiß wo noch. "Chemieunfälle" sind Unfälle mit einer hohen Gefahr für Mensch und Umwelt. Und Chemikalien sind per se BÖSE! Tatsächlich ist Chemie in ihrer eigentlichen Bedeutung als Naturwissenschaft jedoch etwas anderes als Gift, Feuer, Gestank und Tod.
Zu meinen Schulzeiten sagte einer meiner Lehrer immer: "Chemie ist, wenns knallt und stinkt." Auch wenn Knallen und Stinken oft mit Chemie zu tun hat, ist Chemie aber nicht "Knallen und Stinken" - aber was ist es dann?
Die drei Naturwissenschaften
Vor langer Zeit hat man mehr oder weniger willkürlich die Naturwissenshaften in drei große Bereiche unterteilt: Chemie, Physik und Biologie. Sie alle verfolgen das gleiche Ziel, dass auch schon in dem Namen "Naturwissenschaft" steckt: Wissen über die Natur schaffen.
Mit diesem Ziel beobachten, beschreiben und untersuchen alle drei Naturwissenschaften die Natur und versuchen das Wissen über sie zu vermehren. Natürlich schafft dieses Wissen dann die Möglichkeit, in die Natur einzugreifen und die Gesetze der Natur zum eigenen Vorteil zu nutzen - nicht immer ohne Nachteile. Diese Nutzung ist der Grund für den schlechten Ruf der Chemie.
Der folgende Versuch zur Abgrenzung der Naturwissenschaften ist vielleicht nicht völlig korrekt, gibt aber nach meiner Einschätzung einen recht guten Eindruck.
Biologie
Biologie, die Lehre vom Leben, beschreibt die Gesetze, denen das Leben der Pflanzen, Tiere und aller weiteren Lebensformen folgt. Man könnte vielleicht sagen, die Biologie beschreibt die belebte Natur, während Chemie und Physik keinen Unterschied zwischen belebter und unbelebter Natur machen.
Physik
Die Physik beschreibt das Verhalten der Dinge - also zum Beispiel den freien Fall eines Steins. Dinge ist dabei allerdings sehr weit zu fassen, denn die Physik befasst sich nicht nur mit Dingen, die man anfassen kann, sondern auch solchen, die wie Strahlung eigentlich keine Materie und somit auch nicht "dinglich" sind. In der Physik geht vielleicht am ehesten es um Objekte, Energie und deren Wechselwirkungen.
Chemie
Die Chemie beschreibt, woraus die Untersuchungsobjekte der Physik und Biologie bestehen. Der Hammer und der Nagel - für die Physik zwei sehr verschiedene Objekte mit sehr unterschiedlichem Verhalten - sind für die Chemie enfach bloß Eisen. Die Chemie beschreibt also woraus die Dinge sind. Alle Materie besteht aus der Sicht der Chemie aus Stoffen (Chemikalien) und dazu gehören auch Menschen, Wasser, Luft, Lebensmittel,.... einfach alles Materielle. Die Chemie beschreibt die Stoffe, aus denen die Dinge sind.
Zwischen den Naturwissenschaften
Diese historische Einteilung in genau drei Naturwissenschaften ist aus heutiger Sicht vielleicht nicht mehr sinnvoll. Man sieht dies unter anderem daran, dass es Biochemie, physikalische Chemie, Bionik und viele weitere Zwischenfelder gibt. Die einfache historische Unterteilung ist mit zunehmendem Wissen immer schwieriger aufrecht zu halten, denn natürlich folgen alle Lebensformen den Gesetzen der Chemie und Physik. Je mehr die Biologie ins Detail geht, desto häufiger ist es eigentlich Chemie oder Physik. Natürlich folgen auch die Atome und Moleküle der Chemie die Gesetzen der Physik. Je mehr die Chemie ins Detail geht, desto häufiger ist es eigentlich Physik. Eigentlich ist also alles das Gleiche - Naturwissenschaft.
Naturwissenschaften, auch Chemie, beschreiben also die Natur und vermehren so unser Wissen und Verständnis über das Funktionieren der Welt. Sie sind also weder gut noch böse. Gut oder böse ist, was wir mit dem Wissen tun, nicht das Wissen selbst.